«Nachhaltigkeitskommunikation» – allein der Begriff kann Kopfschmerzen bereiten. Am Workshop im Rahmen des Forum Seilbahnen Schweiz in Lugano thematisierten Laura Wyss (SBS), Nelli Sanne (Kontx Kommunikation) und Benedicta Aregger (SBS) die Chancen und Tücken der Kommunikation bezüglich Nachhaltigkeit. Dabei waren die Teilnehmenden zur Mitarbeit und gemeinsamen Diskussion aufgefordert.
Wie kommuniziert die Branche heute zum Thema Nachhaltigkeit? Eine Kurzstudie der Hochschule Luzern (HSLU), in welcher die grössten 20 Seilbahnunternehmen untersucht wurden, zeigt, dass punkto Nachhaltigkeit sowohl auf deren Webseite als auch in den jeweiligen Geschäftsberichten bereits viel Material vorhanden ist. Gleichzeitig wird klar, dass die Seilbahnbranche im Vergleich zu anderen touristischen Leistungsträger:innen noch sehr zurückhaltend über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten berichtet. Auch die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit werden sehr unterschiedlich kommuniziert: während sämtliche untersuchten Unternehmen in ihren Geschäftsberichten die wirtschaftliche Dimension aufnehmen, sind ökologische und soziale Aspekte unterrepräsentiert. Insbesondere im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit sieht Seilbahnen Schweiz aufgrund der Studie noch Potential in der Kommunikation.
Greenwashing oder Greenhushing?
«Tue Gutes und sprich darüber» - es geht darum, wahrheitsgetreu, verständlich und nachweisbar über Erfolge und laufende Aktivitäten oder Projekte zu kommunizieren. Indes sollte man nicht ungebührlich übertreiben. Denn Greenwashing gilt es zu vermeiden, da es nicht nur einen Imageschaden einbringen kann, sondern verboten ist: es wird unter dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb als Täuschung der Kundschaft geahndet. Überhaupt nicht über Nachhaltigkeitsmassnahmen zu berichten (sogenanntes Greenhushing), ist jedoch auch keine Lösung: Man vergibt eine Chance, wenn Bestrebungen, Erfolge und Auszeichnungen weder gemessen noch publiziert werden. Es geht also darum, eine Balance zu finden und sich weder zu verstecken, noch besser darzustellen, als man ist.
Klimaschonend, Enkeltauglich, Swisstainable?
Im interaktiv gestalteten Workshop wurden die rund 30 Teilnehmenden dazu aufgefordert, diverse Begriffe und Aussagen zu diskutieren und zu gewichten. Ist klimaneutral per se ein «brauchbarer» Begriff, oder macht es mehr Sinn, konkreter zu werden, in dem man Aussagen macht wie «5% weniger CO2-Ausstosse im Vergleich zu…»? Es zeigte sich hier, dass zwar möglichst konkrete, verständliche Aussagen oder Begriffe in der Regel besser dazu geeignet sind, seine Aktivitäten zu demonstrieren und auf der Webseite zu kommunizieren. Jedoch haben die Teilnehmenden im Workshop, welcher zweimal durchgeführt wurde, derart engagiert diskutiert, dass dabei teils auch ganz gegensätzliche Erkenntnisse zutage traten. Was zeigt uns das? Dass Kommunikation wahr und nachvollziehbar sein soll; und dass sie stets doch individuell bleibt. Dass bei einer erfolgreichen Kommunikation mehr als bloss einzelne Begriffe über gut oder schlecht entscheiden, dass gesunder Menschenverstand und ab und zu auch der Mut zur Lücke sinnvoll sein können. Wer kommuniziert, dass er «Gemüse aus dem Umkreis von 30km» bezieht, dem wird in einem nächsten Schritt von der Kundschaft eventuell dann die Frage gestellt, ob dieses Gemüse Biogemüse sei? Oder, ob es in einem Gewächshaus produziert wird, was viel Energie braucht und damit zu weiteren Emissionen führt? Solche Fragen sollten sich Unternehmen bereits vor der Kommunikation stellen und anschliessend so umfassend wie nötig und so kurz und klar wie möglich die Situation darstellen. Letztlich stellt sich die Frage: Wer liest diese Informationen und von welchem Wissensstand der Lesenden können wir ausgehen?
Und was ist jetzt mit dem Schwarznasenschaf? Das wurde von der Workshopleitung als Joker Begriff in die Diskussion geschmuggelt. Es dürfte sich aber über mehr Nachhaltigkeitsengagement freuen und wer weiss: eventuell kommt es sogar selbst als «Bio-Rasenmäher» zum Einsatz…
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Workshop 4: Nachhaltigkeitskommunikation von Schweizer Seilbahnunternehmen
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